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Die Idee zu einem polnisch-deutschen Forschungsrojekt entstand bereits Jahre vor dem Beginn der Arbeiten in Janowice. Prof. P. Valde-Nowak von der Jagiellonen-Universität in Krakau forschte als Humboldt-Stipendiat an der Universität Tübingen, wo man sich zum ersten Mal traf. Es folgte eine gemeinsame Lehrveranstaltung zu Siedlungsspuren in den Mittelgebirgen mit zwei Surveys im Schwarzwald. Die Berichte von der polnischen Archäologischen Landesaufnahme (AZP) der 1980er und 1990er Jahre ließen ein weiteres Projekt mit siedlungsarchäologischem Schwerpunkt, diesmal in Polen, erfolgversprechend erscheinen. Auch hierbei sollten Studierende eine Gelegenheit zu Geländepraktika erhalten und ein Austausch zwischen deutschen und polnischen Nachwuchsarchäologen gefördert werden.
Die Vorgebirgsregion der Karpaten, etwa 80 Kilometer von Krakau entfernt, ist eine vielfältige Siedlungslandschaft. Das Dunajec-Tal wurde als einer der möglichen Wege über die Karpaten vor allem im Zusammenhang des bronzezeitlichen Handels zwischen dem heutigen Polen und der heutigen Slowakei angesehen. Zunächst nahm man eine Besiedlung erst seit der Spätbronzezeit an, die sich vor allem durch befestigte Siedlungen in den Höhen ausgezeichnet habe. Diese "Burgen" der kleinpolnisch-schlesischen Gruppe der Lausitzer Kultur sollten vor allem der Kontrolle des Tales und der Wege gedient haben. Doch schon durch die systematische Landesaufnahme waren einige frühbronzezeitliche und besonders mittelbronzezeitliche Fundorte bekannt geworden. Prof. Valde-Nowak entdeckte im Hügelland der Vorkarpaten außerdem bereits frühneolithische Siedlungen und grub u. a. mit Mitarbeitern der Universität Gdansk in Łoniowa ein linearbandkeramisches Haus.
Mit dem Ziel die neolithische und bronzezeitliche Besiedlung besser zu erforschen, startete 2006 eine erste Kampagne zur Prospektion im mittleren Dunajec-Tal, an der sowohl Studierende der Universitäten Tübingen und Leipzig als auch Krakau teilnahmen. Die möglichen Siedlungen sollten in ihrer chronologischen Tiefe erfasst und ihre Lage, also die Bezüge zur Landschaft und dem Dunajec, untersucht werden. Im Mittelpunkt stand zunächst eine diachrone Analyse, der Vergleich der Besiedlungsstrategien zwischen Neolithikum und Bronzezeit. Die reichen Funde während der Grabungen erlaubten die Erstellung einer lokalen Keramikchronologie, sie ist Gegenstand der Dissertation von M. Korczyńska, Universität Krakau. Weitere Abschlussarbeiten, sowohl BA- als auch MA-Arbeiten, wurden im Laufe des Projektes angefertigt.
Die Prospektionen, sowohl herkömmliche Begehung als auch geomagnetische Messungen, wurden zunächst westlich des Dunajec durchgeführt. Doch die Oberflächenfunde und die Befunde in der Magnetik ließen bald eine Grabung östlich des Dunajec, bei der Ortschaft Janowice, als besonders erfolgversprechend erscheinen. So wurden die Geländeuntersuchungen in Form von Lehrgrabungen 2007 dort gestartet und bis 2011 fortgeführt (AZP 106-65 Nr. 61). 2010, inzwischen war die Grabungsmannschaft um Teilnehmer der Ruhr-Universität Bochum erweitert, wurden darüber hinaus Ausgrabungen an einer weiteren vielversprechenden Fundstelle, bei Wróblowice durchgeführt (AZP 106-65 Nr. 57).
In den folgenden Jahren sind kleinere Sondagen an verschiedenen Fundstellen angelegt worden, die im Magnetogramm auffällige Anomalien aufwiesen. Diese fanden hauptsächlich unter der Anleitung von Marta Korczyńska statt, und erfolgten einmal mehr in enger Zusammenarbeit zahlreicher deutscher und polnischer studentischer Grabungsteilnehmer. Es erwies sich, dass sich die Ergebnisse der Prospektionen mit dem Magnetometer nicht immer direkt auf die tatsächlichen archäologischen Befunde übertragen ließen. So entpuppte sich eine letzte Fundstelle im Tal von Janowice (AZP 106-65 Nr. 103) zur positiven Überraschung aller nicht etwa als Siedlungsplatz, sondern als spätbronzezeitliches Gräberfeld. In den Jahren 2011 und 2013 wurden auf ca. 100 Quadratmetern 23 Urnen geborgen, teilweise mit Beigefäßen, deren Inhalt bereits teils ausgewertet, teil aktuell noch anthropologisch analysiert wird. Eine umfassende Untersuchung der Nekropole wird in den kommenden Jahren stattfinden.
Einige der Forschungsergebnisse sind publiziert. Im Zusammenhang mit dem Projekt fand 2012 eine Tagung unter dem Titel "Settlement, Communication and Exchange around the Western Carpathians" in Krakau statt, deren Publikation in Vorbereitung ist.
Unsere Arbeit im mittleren Dunajectal wurde in den vergangenen Jahren großzügig im Rahmen einer Institutspartnerschaft durch die Alexander von Humboldt-Stiftung gefördert. Dafür möchten wir an dieser Stelle Dank sagen. Unser besonderer Dank gilt allen studentischen Teilnehmern, die uns in den vergangenen Jahren unterstützt haben. Ohne die fortwährende Eigeninitiative und das andauernde Interesse aller Mitarbeiter wäre unser Projekt so nicht durchführbar gewesen. Auch dafür großen Dank!
Tobias Kienlin
Seite zuletzt aktualisiert: 30. Januar 2014